Mittwoch, 8. September 2010

Nantes-Tagebuch - 06-09-2010

Wie der geneigte Leser mitbekam, ist der 05.09.2010 nicht aufgeführt. Das liegt nicht daran, dass er in Frankreich nicht existiert, sondern dass ich nicht zum Schreiben kam.
Am Samstag, das will ich noch nachschieben, will ich vom Rest schreiben. Ich hatte eben von den Finninnin die Einladung, abends noch mal einen mit trinken zu gehen. Also kam ich hin – wie immer zu früh – und wartete, da Frauen nicht nur in Deutschland … Wir gingen dann gemeinsam durch die Stadt, erzählten von unseren Tageserlebnissen und kamen dann zum Buchmarkt, der gerade schloss. Wer mich und meine Affinität zu Büchern kennt, merkt schon, dass es keine so günstige Verbindung war. Und so kam es auch, dass ich mir zwei Bücher („Le nom de rose“ von Umberto Eco und „Rendez-vous avec la mort“ von Agatha Christi) kaufte. Danach bummelten wir ein wenig durch die Stadt, fanden einen Pub – seltsamer Weise einen Irischen – und tranken ein Guinness. Als wir gemütlich beim Ale saßen, kam eine Erasmus-Studentin und ihr französischer Begleiter vorbei. Der Franzose ist ganz Geisteswissenschaftler. Man merkt, dass er mit Sprache arbeiten kann, denn er palaverte und palaverte – aber man verstand ihn. So folgten wir den beiden zum Château und verbrachten mit vielen ERASMUS-Studenten dort den Abend, bis ein paar von uns der Hunger übermannte. Also wanderten wir durch die Stadt, zum Rummel und fuhren bei Nacht einmal Riesenrad. Auch das ist eine Erfahrung.
Auf dem Rückweg in das Cité unterhielten wir uns über Gott, die Welt und die unterschiedlichen Sprachen. Es ist super, dass hier so viele Kulturen aufeinander treffen.
Am 05.09.2010 hatten wir das Bedürfnis den Spätsommer zu genießen – und fuhren an den Strand. Dort waren hauptsächlich viele ERASMUS-Studenten und damit auch viele Deutsche mit dabei. Ich gönnte mir aber mal die Zeit und quatschte mit Gregor – Medizinstudent aus Münster – ein wenig über die ersten Erfahrungen, über die Welt und über uns. Das war das erste Mal, dass ich eine längere Konversation in Deutsch hatte, seit ich hier ankam. Ich hoffe, mit Französisch wird das noch.
An der Stelle muss ich gleich noch Robert erwähnen – einem Psychologie-Studenten aus Rostock (glaube ich) – der mit mir im gleichen Cité, aber in einem anderen Batiment, wohnt. Ich erwähne ihn deshalb hier, weil ich mich mit ihm schon ein wenig unterhalten habe, aber noch kein Deutsches Wort von ihm gehört habe – also ein sehr disziplinierter Student.
Anders als mit Robert erging es uns am Abend. Um 21:30 wurden wir von Diane in das „Duck Mulligan“, einer von mehreren Irish Pubs in Nantes, eingeladen. Jeden Sonntag um diese Zeit findet dort nämlich eine Art Irischer Abend mit traditionell-irischer Live-Musik und Irish Dance. Es war erst einmal eine kleine Überraschung, als wir ERASMUS-Studenten dort auftauchten. In dem kleinen Raum gab es einen etwas größeren Tisch, den wir voll besetzten und mit den anwesenden Franzosen Französisch, Englisch und auch Deutsch redeten. Die Franzosen hier sind sehr froh, wenn sie mal ein wenig Deutsch reden können – und dabei war mit mir auch noch Gregor da, dass wir ein wenig Deutsch reden konnten. Es war eine super Atmosphäre und ich habe schon die leichte Befürchtung, dass es von Woche zu Woche voller wird, denn wir werden nächste Woche wieder dort sein und mal das „keltische“ in Nantes mitbekommen. Das ist der eigentliche Grund, weshalb es in Nantes so viele Irish Pubs gibt. Sie fühlen sich noch mit den Briten – eher mit den Gälen stark verbunden.
Als wir aus dem Pub wieder los wollten wurde ich drauf aufmerksam gemacht, dass der Großteil der Musiker „Deutsch kann“, also Deutsch versteht. So dass wir bald in Deutsch redeten, während meine Begleiter mich mehr und mehr dazu drängten, doch loszuziehen um die Bahn zu bekommen.

So kommen wir auch zum Montag und ich kann ein wenig berichten, was sich heute zugetragen hat. Heute hatte ich wieder meinen Sprach Intensiv-Kurs und ich muss sagen – es wird besser. Danke für all diejenigen, die mir immer „Bon chance“ und „das schaffst du schon“ wünschten. Ich kann berichten, es wird.
Auch habe ich heute den Herrn Schnakenbourg treffen können und ein wenig über die nötigen Kurse reden können. Es sieht gut aus, dass ich das machen kann, was ich will... Auch finde ich super, dass hier die Atmosphäre, von ihm – als derzeitiges Sinnbild der hiesigen Historiker – maßgeblich geprägt, der in Dresden sehr ähnlich ist. Das soll heißen, dass es hier auf den ersten Blick sehr kollegial abläuft, da er auch mit den Sekretärinnen scherzen konnte (wo ich jedoch nicht alles verstand). Den zweiten Blick konnte ich nicht nicht werfen – da es noch ein wenig dauert, bis hier die Veranstaltungen anfangen. Also ich habe morgen noch den Französisch Intensiv-Kurs und dann etwa ein bis anderthalb Wochen relativ „frei“, da die Veranstaltungen erst am 20. September beginnen. Also es ist noch relativ légér.
Außerdem war ich heute das erste Mal in der Mensa – auf Französisch „restaurant“ – essen und es geht. Auch bekomme ich immer mehr von meiner Umwelt mit. Zwischenzeitlich hatte ich mir sogar Gedanken um das Wort „kennen-lernen“ gemacht, was jetzt etwas philosophisch klingt, dennoch aber sehr interessant ist. Kennen lernen ist eben die Vorstufe von kennen, was im Französischen noch deutlicher wird: connaître (kennen und sich-kennen-lernen).
Heute Abend habe ich mal ein wenig Zeit und schaue mal, ob ich koche oder mal im Regen ein wenig spazieren gehe. Heute regnete es das erste Mal, seit ich da bin und es ist sehr angenehm. Mal schauen, wie es im Winter wird. Alle sagen, es wäre dann schrecklich. Noch geht es …
Was habe ich heute noch gemacht? Ach ja, ich war heute das erste Mal via Bibliothek im Internet gewesen – da brauchte ich kein Passwort und auch kein Geld zu bezahlen, was sehr günstig ist. Außerdem konnte ich mal wieder ein paar Mails beantworten – und mich über französische Tastaturen ärgern, mit denen ich noch nicht wirklich zurecht komme. Aber es tut gut, wenn man mal ein wenig was aus Deutschland hört und mitbekommt, wie es dort gerade läuft. Vielleicht sollte ich mich demnächst in die Bibliothek setzen und DIE ZEIT lesen. Oder, was noch besser wäre und was ich jetzt machen werde, Umberto Eco lesen – also etwas für Französisch machen.

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