Samstag, 4. September 2010

Nantes-Tagebuch - 02-09-2010

„Ich weiß nicht, welche Pferde mich geritten haben. Es müssen viele gewesen sein.“ Mit diesem Satz scherzte ich immer wieder vor meiner Reise. Der Ausgangspunkt waren meine Sprachkenntnisse – oder eben die fehlenden. Ich scheine fast prophetische Züge zu haben – oder diese an mir zu entdecken. Denn es war nicht einfach, den ganzen Tag über Französisch zu sprechen und zu hören.

Doch der Reihe nach. Am Morgen hatte ich mich – nicht wissen um um 9 oder um 10 Uhr – mit Diane in der MEIF verabredet – was das Büro für die ERASMUS-Studenten ist. Ich war also um 9 da – und gerade um 9 fing es in dem Büro auch an. Also folgte ich der Masse und ging mit in den großen Raum – wo ich gleich mal wieder auf zwei Deutsche traf (hoffend, dass es die einzigen seien). Dann wurde ich zu einer kleinen Beratung mit den Deutschen und einer hübschen Finnin zusammengesteckt. Dann traf endlich Diane ein, nachdem wir uns verpasst hatten. Sie half mir bei dem Ausfüllen der Dokumente – ohne sie hätte ich es weder verstanden noch durchgesehen – und wir kamen dadurch recht schnell wieder aus der MEIF. Aus der MEIF nahmen wir aber nicht nur allerhand von Informationen und Dokumenten, sondern auch die schöne Siiri, aus Finnland stammend, mit. So zogen wir über den Campus, erst zu ihrer Cité – was einem Wohnheim entspricht – dann zum Batiment – einem deutschen Zentralgebäude – wo wir nach einigem hin und her unsere Studentenkarten beantragen konnten. Wir mussten erst zu unseren Ansprechpartnern aus der Fak(ulté), wo aber meiner nicht da war und die Vertretung von Siiris Ansprechpartner uns wieder zurückschickte. Nachdem wir das geklärt hatten, tranken wir über den Schreck einen Kaffee – kleine Espresso-Tassen für einen günstigen Kaffee-Preis – und gingen dann zu meinem Cité, um die restlichen Unterlagen einzureichen. Eines habe ich bis dahin gelernt: Ich mag Bürokratie, egal in welchem Land, nicht und ich kann noch kein Französisch.

Nach einem kurzzeitigen Verlust meines Wörterbuches – was sich aber wieder auffand und mich noch ärmlicher dastehen ließ als bisher – zogen wir endlich in die Stadt und schauten uns endlich mal ein wenig was von Nantes kultureller Seite an. Sie ist toll. Also die Stadt ist super und empfiehlt sich zum anschauen. Dank Siiri konnte sich Diane wenigstens mit jemanden Unterhalten – und ich konnte zuhören und lernen. Ich kann noch immer nicht ansatzweise so viel reden, wie ich will – und mit meinem Englisch sieht es ähnlich betrüblich aus, wie mit dem Französischen. An der Stelle fragte ich mich wieder, ob es denn so klug war, nach Frankreich zu kommen. Wenn ich meine derzeitigen Leistungen mit Siiris vergleiche, die 6 Jahre Unterricht hatte, kann ich nur die weiße Fahne hissen. Nachdem wir im Château des ducs de Bretagne waren – also der Burg vom Herrscher der Bretagne – gingen wir noch in die Kathedrale. Danach gingen Siiri und ich noch zum Picknick der Gaststudenten. Ich hätte nicht gedacht, dass so viele Deutsche da wären. Doch etwa 20 bis 30 waren aus Deutschland – und zwei aus Dresden...

Jetzt wisst ihr vielleicht, wie mir zu Mute ist – da ich noch nicht einmal Internet habe, mich den ganzen Tag auf Französisch unterhalte und wegen der Majorität der Deutschen unter den Auslandsstudenten mich nur bedingt als Deutscher oute. Der zweite Tag ist vorbei, das Kalt-Wasser-Prinzip beginnt seine Arbeit aufzunehmen – und ich frage mich, welche Pferde mich geritten haben...

1 Kommentar:

Lisi hat gesagt…

schöne pferde haben dich geritten, mal nicht den kopf hängen lassen, in ein paar wochen wirst du lachen über das hier gepostete, dafür ist dieses archivieren erst gut :)